Nasses Moor braucht das Land – Aber warum?
Moore sind von Natur aus „nass“ bzw. feucht und erfüllen in diesem Zustand eine Vielzahl von ökologischen Leistungen, welche wir heute als Ökosystemleistungen bezeichnen. Natürliche Moore bilden bedeutsame Lebensräume für seltene Arten der Flora und Fauna und spielen daher eine wichtige Rolle für den Schutz der biologischen Vielfalt. Auch für den Klima- und Bodenschutz sind sie von großer Bedeutung, da sie den größten terrestrischen Kohlstoffspeicher darstellen. Des Weiteren können intakte Moore unter bestimmten Voraussetzungen als Wasserspeicher fungieren, z.B. als Überflutungsflächen bei Hochwasserereignissen. Gleichzeitig filtern und speichern natürliche Moore als "Nieren der Landschaft" Nährstoffe und Schadstoffe aus dem durchströmenden Grund- und Oberflächenwasser. Sie haben eine ausgleichende Wirkung auf das Lokalklima, dienen dem Menschen als Erholungsraum und stellen wertvolle Archive der Landschafts- und Kulturgeschichte dar. Die weitläufige Entwässerung der niedersächsischen Moore, unter anderem zur Gewinnung von landwirtschaftlicher Nutzfläche sowie zum Torfabbau, führte zum Verlust von Biodiversität, Ressourcen und möglichen schädlichen Veränderungen weiterer Eigenschaften des Ökosystems. Dies geht einher mit einer Verminderung der Ökosystemleistungen im Vergleich zu naturnahen Mooren und verursacht damit volkswirtschaftliche Kosten, die zumeist von der Allgemeinheit getragen werden müssen.
WIKIMooS-Video zur Bedeutung der Moore
Die WIKIMooS-Moorvideos sind im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen den Projekten WIKIMooS (Humboldt-Universität zu Berlin) und MoorIS (LBEG) entstanden. Dieses ist das erste Informationsvideo, in dem erklärt wird, was Moore sind, wie sie entstehen, was sie für Umwelt und Gesellschaft bedeuten und welche Herausforderungen es im Moormanagement gibt.
Menschliches Wohlergehen und eine intakte Natur hängen in vielfältiger Weise miteinander zusammen. Ein Spaziergang in der Natur kann beispielsweise sehr erholsam sein. Die Produktion von Sauerstoff als Abfallprodukt der Photosynthese ist eine existentielle Leistung der Biosphäre. Kleinräumiger bringen Ökosysteme wie Moore vielfältige Ökosystemleistung hervor, von denen die menschliche Gesellschaft partizipiert. Man spricht vom Naturkapital.
Der Schutz dieser besonderen heimischen Landschaften wird u.a. angetrieben von den Bestrebungen zum Erhalt der Bodenfunktionen und damit des Torfkörpers. Insbesondere die Funktion des Moorbodens als Kohlenstoffspeicher wird immer wieder hervorgehoben. Moorböden erfüllen noch viele weitere Funktionen, weshalb der Erhalt dieser Böden unter dem Schutz unterschiedlicher Gesetze stehen.
Auf nur 3 % der Landfläche der Erde befinden sich Moore, nichtsdestotrotz speichern Feuchtgebiete, vor allem die Moore, beinahe doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Welt. Damit stellen Moore eine riesige Kohlenstoffsenke dar. Die meisten Moorflächen in Niedersachsen sind entwässert und für die Nutzung kultiviert, wodurch aus der Kohlenstoffsenke eine Treibhausgasquelle wird. Die Wiedervernässung soll diesen negativen Effekt auf das globale Klima umkehren.
Moore sind unterschiedlich in den Wasserhaushalt einer Landschaft eingebunden. Die grundwasserabhängigen Niedermoore haben Einzugsgebiete, wie Flüssen oder Seen. Doch auch die regenwassergespeisten Hochmoore geben in unterschiedlichem Maße Wasser an ihre Umgebung ab. Veränderungen im Wasserhaushalt der Moore beeinflussen immer den Landschaftswasserhaushalt. Gleichzeitig muss das Wassermanagement von Mooren das Wasser in der Landschaft betrachten.
Aufgrund ihrer ökologischen Besonderheiten weisen Moore eine besonders hohe Bedeutung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt auf. Sie sind einzigartige Lebensstätten, die aufgrund ihrer Wasser- und Nährstoffverhältnisse, Genese, aber auch der Veränderung durch menschliche Nutzung sehr unterschiedlich ausgebildet sein können. Zahlreiche seltene und gefährdete Arten leben in Mooren.
Der Schutz von Moorlebensräumen, welche ein charakteristischer Bestandteil der niedersächsischen Landschaft sind, hat heute höchste Priorität – denn der überwiegende Teil der niedersächsischen Moore ist in den letzten Jahrhunderten stark überprägt worden. Die wenigen, verbliebenen naturnahen Moorflächen erfüllen eine wichtige Funktion als Lebensraum für eine hochspezialisierte, bedrohte Tier- und Pflanzenwelt.
Der Artenschutz umfasst den Schutz wildlebender Pflanzen- und Tierarten, ihrer Lebensgemeinschaften ihrer Wuchsorte und Lebensstätten. Moor haben eine zentrale Bedeutung als Lebensräume für hochspezialisierte Pflanzen- und Tierarten. Aufgrund der großflächigen Zerstörung von Moorlebensräumen ist eine Vielzahl moortypischer Pflanzen- und Tierarten gefährdet oder vom Aussterben bedroht und steht daher auf den Roten Listen.
Niedersachsens Moore entstanden am Ende der letzten Eiszeit durch eine das Moorwachstum fördernde Konstellation des Geländes, der Hydrologie und des Klimas. Durch die dauerhafte Konservierung der Biomasse blieben biologische und organische „Reste“ in den Mooren erhalten. Die Überreste reichen von Pflanzenpollen und Ästen über Teile von Käfern bis hin zu Holzwege oder Schriften. Die Moore stellen wertvolle Archive für die nds. Landschaftsentwicklung und Siedlungs- und Kulturgeschichte dar.
Obwohl heutzutage die meisten Moore im Rahmen ihrer Nutzung entwässert werden, haben sie ihren Reiz oftmals noch nicht verloren. Für viele Menschen besitzen sie eine hohe Anziehungskraft. Sie bieten Raum für vielfältige Freizeitmöglichkeiten wie z. B. Wanderungen, Spaziergänge und Radtouren oder auch Bootsfahrten und auch die Möglichkeit zu Ruhe, Entspannung und Erholung.
Je nach Region finden sich heute charakteristische Moorkulturlandschaften in Niedersachsen (u. a. Fehngebiete, Findorffsiedlungen und historischen Handtorfstichen), deren geschichtliche Entwicklung in ihrem heutigen Erscheinungsbild sichtbar geblieben ist. Wie Sedimentschichten überlagern sich die Phasen der unterschiedlichen kulturellen Überprägung mit den Ideen der Menschen ihrer Zeit und den stets eng verzahnt ablaufenden Prozessen der dynamischen Natur.