Karte 3: Bewertung der Standorteigenschaften

Die Karte zeigt das Potenzial zur Anhebung der Wasserstände über die Bewertung der physischen Standorteigenschaften für den Betrachtungsraum der Potenzialstudie „Moore in Niedersachsen“. Für die Bewertung wurden Reliefparameter sowie klimatische Einflussgrößen analysiert und der Betrachtungsraum auf Ebene der 150 × 150 m großen Rasterzellen dahingehend bewertet.

Günstige Standorteigenschaften bedeuten ein hohes Potenzial zur Wasserstandsanhebung, ungünstige Standorteigenschaften gehen mit einem geringen Potenzial zur Wasserstandsanhebung einher.

Bitte zitieren Sie die Karte wie folgt: Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (2025): Potenzialstudie „Moore in Niedersachsen“. Teil B – Karten. Karte 3: Bewertung der Standorteigenschaften.

Auf dieser Seite steht der Download zu dieser Karte bereit.

Die Gesamtfassung der Studie mit Bericht (Teil A), Karten (Teil B) und Datenblättern (Teil C) steht auf dem Internetauftritt des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz zur Verfügung.

Legende

Die Legende gibt die Bewertung der Standorteigenschaften über die Anzahl der Bewertungskategorie „grün“ (siehe unter Hintergrund & Kartenerstellung) wieder, die zugleich das Potenzial zur Wasserstandsanhebung widerspiegelt.

Flächengrößen der Potenziale zur Anhebung der Wasserstände hinsichtlich der Bewertung der Standorteigenschaften im Betrachtungsraum der Potenzialstudie.

Bewertung der Standorteigenschaften

Anzahl Kategorie „grün“

Umklassi-
fizierung

Potenzial zur Anhebung
der Wasserstände

Flächengröße
in Hektar

Flächengröße
in %

sehr günstig (Kategorie „blau“)

-

-

Erhaltungspotenzial

1.600

< 1

günstig

5

5

hoch

68.500

13

mäßig günstige bis günstig

3-4

4

mittel bis hoch

351.700

69

mäßig günstig

2

3

mittel

40.500

8

ungünstig bis mäßig günstig

0-1

2

gering bis mittel

1.200

< 1

sehr ungünstig (Kategorie „dunkelrot“)

-

1

gering

49.800

10

 

 

 

Summe

513.300

100

Bezugseinheit sind die 150 x 150 m-Rasterzellen

Hintergrund und Kartenerstellung

Im Rahmen der Potenzialstudie wurden begünstigende oder erschwerende Rahmenbedingungen für Maßnahmen zur Minderung von THG-Emissionen aus Moorböden und weiteren kohlenstoffreichen Böden sowie zum Erhalt der Kohlenstoffspeicher über eine Anhebung der Wasserstände identifiziert.

Zunächst wurde der Bedarf für eine Wasserstandsanhebung abgeprüft. Bei Flächen mit an und über Flur liegenden Wasserständen besteht in der Regel kein unmittelbarer Handlungsbedarf zur weiteren Optimierung, sondern nur ein Erhaltungsbedarf. Die Flächen wurden über den vom Thünen-Institut für den Nationalen Inventarbericht [1] modellierten standorttypischen Moorwasserstand [2] sowie über Biotoptypen [3] bestimmter Ausprägung identifiziert. Detaillierte Zuordnungskriterien sind dem Teil A der Potenzialstudie zu entnehmen.

Für die nach diesem Schritt verbliebenen Flächen erfolgte die Bewertung der wesentlichen Rahmenbedingungen, darunter auch die physischen Standorteigenschaften.

Großflächig geringe Torfmächtigkeiten resultieren in einer geringen Wasserrückhaltefähigkeit und einer erhöhten Anfälligkeit für Degradationsprozesse; großräumig durch Kultivierung gestörte Torfprofile gehen mit einer Veränderung des Landschaftswasserhaushalts durch erhöhte Versickerungsraten einher. Diese Flächen wurden jeweils in die Bewertungskategorie „dunkelrot“ eingeordnet und als Flächen geringster Priorität von den weiteren Bewertungsschritten ausgeschlossen. Im räumlichen Kontakt zu Moorflächen stehende Flächen mit sehr geringer Torfauflage oder mit einem gestörten Torfprofil wurden in die Bewertungskategorie „gelb“ eingestuft, in Moorflächen eingebettete geringmächtige oder gestörte Flächen sowie Flächen mit einer Torfauflage von über 40 cm wurden in die Bewertungskategorie „grün“ eingeordnet.

Die Differenz zwischen dem Niederschlag und der potenziellen Verdunstung – die klimatische Wasserbilanz – liefert eine erste Einschätzung über die regionale Wasserverfügbarkeit. Zur Abbildung des Worst-Case-Szenarios, wurden jeweils der niedrigste Wert der beiden Szenarien („Klimaschutz-Szenario“ RCP2.6, „Kein-Klimaschutz“-Szenario RCP8.5) des Weltklimarats (IPCC) für den Zeitraum 2031-2060 berücksichtigt [4]. Für grundwassergespeiste Niedermoore wird angenommen, dass ein mehr oder weniger ausgeglichener Jahreswasserhaushalt (+/- 25mm) einen stabilen Grundwasserstand zulässt. Bei den niederschlagsgespeisten Hochmooren wurde ein Überschuss von mindestens 50 mm für eine Zuordnung zur Bewertungskategorie „grün“ definiert.

Die regionale Höhenlage im Bezug zum zugehörigen Vorfluter ist aus hydrologischer Sicht bedeutsam. Bereiche im Digitalen Geländemodell [5], die unter dem Höhenniveau des zugehörigen Vorfluters liegen, sind besonders begünstigt und fielen daher in die Bewertungskategorie „grün“.

Auch die regionale Relieflage stellt ein entscheidendes Kriterium im Hinblick auf den Landschaftswasserhaushalt dar. Topographische Senken sind durch hohe unterirdische wie oberirdische Zuflüsse und niedrige Abflüsse gekennzeichnet und daher hydrologisch besonders begünstigt. Für deren Identifizierung wurde der Reliefklassifikationsindex TCIlow verwendet [6][7].

Anthropogen bedingte Höhenunterschiede durch Handtorfstich oder industriellen Torfabbau sowie natürlicherweise geneigte Flächen stellen eine Herausforderung bei Wiedervernässung zur Einstellung gleichmäßig hoher Wasserstände dar [8] [9]. Zur Beurteilung lokaler Höhenunterschiede erfolgte eine Einteilung des digitalen Geländemodells in sogenannte Geomorphon-Landformen [10].

Bei der Zuordnung in die Bewertungskategorie „dunkelrot“ wurde die Rasterzelle unabhängig von der Ausprägung der anderen Kriterien aus den nachfolgenden Bewertungsschritten herausgenommen. Maßnahmen zur Anhebung der Wasserstände haben in diesen Bereichen die geringste Priorität. Für alle anderen, verbliebenen Rasterzellen entschied die Anzahl an „grün“-Einstufungen über die Gesamtbewertung der Standorteigenschaften.

Anmerkungen

Alle kartografischen Darstellungen sind maßstabsbedingt und aufgrund der nicht landesweit in allen Bereichen zu gewährleistenden Aktualität der Grundlagendaten auf Projektebene zu verifizieren und bedarfsweise zu ergänzen.

Literatur

[1] Umweltbundesamt (UBA) (2023): Berichtserstattung unter der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen und dem Kyoto-Protokoll 2023– Nationaler Inventarbericht zum Deutschen Treibhausgasinventar 1990 – 2021. Online unter: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/11850/publikationen/28_2023_cc_berichterstattung_unter_der_ 

klimarahmenkonvention.pdf.

[2] Bechtold, M., Tiemeyer, B., Laggner, A., Leppelt, T., Frahm, E. & Belting, S. (2014): Large-scale regionalization of water table depth in peatlands optimized for greenhouse gas emission upscaling. Hydrol. Earth Syst. Sci., 18, 3319–3339. Online unter: https://doi.org/10.5194/hess-18-3319-2014

[3] Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) (2022): Biotop- und Lebensraumtypen der Moore. Online unter: https://www.umweltkartenniedersachsen.de/Download_OE/Naturschutz/NML/Biotop_LRT_Moore.zip.

[4] Niedersächsisches Kompetenzzentrum Klimawandel (NIKO) (2024): Klimatische Wasserbilanz. Online unter: https://www.umweltkarten-niedersachsen.de/Download_OE/NIKLIS/kwb.zip.

[5] Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (LGLN) (2016-2022): Digitales Geländemodell mit einer Gitterweite von 1,0 m (DGM1). Online unter: https://ni-lgln-opengeodata.hub.arcgis.com/apps/lgln-opengeodata::digitales-gel%C3%A4ndemodell-dgm1/about.

[6] Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) (2019): Reliefklassifikationsindex (10 m Rasterdaten) (TCIlow). Online unter: https://nibis.lbeg.de/net3/public/ikxcms/default.aspx?pgid=1236.

[7] Bock, M., Böhner, J., Conrad, O., Köthe, R. & A. Ringeler (2007): Methods for creating Functional Soil Databases and applying Digital Soil Mapping with SAGA GIS. - In: Hengl, T. et al. (Eds.) Status and prospect of soil information in south-eastern Europe: soil databases, projects and applications. - EUR 22646 EN, 149-163, Scientific and Technical Research series, Office for Official Publications of the European Communities; Luxemburg.

[8] Ssymank, A., Ullrich, K., Vischer-Leopold, M., Belting, S., Bernotat, D., Bretschneider, A., Rückriem, C. & Schiefelbein, U. (2015): Handlungsleitfaden „Moorschutz und Natura 2000“ für die Durchführung von Moorrevitalisierungsprojekten. Online unter: https://www.bfn.de/sites/default/files/2021-11/Handlungsleitfaden_Moorschutz_und_Natura-2000_Ssymank_et_al_2015_.pdf.

[9] Stegink-Hindrichs, L., Höper, H. & M. Graf: Hydrologische Kernprozesse von Hochmooren. In: Graf, M., Höper, H. & K. Hauck-Bramsiepe (Redaktion): Handlungsempfehlungen zur Renaturierung von Hochmooren in Niedersachsen. GeoBerichte 45: 13–20. Online unter: https://doi.org/10.48476/geober_45_2022.

[10] Jasiewic, J.& T. F. Stepinski (2013): Geomorphons – a pattern recognition approach to classification and mapping of landforms. Geomorphology (Hrsg.), Volume 182, S. 147 – 156. Online unter: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0169555X12005028.

LBEG: Martha Graf; Hofer & Pautz GbREva Rosinski (02/2025)