Die Karte gibt einen Überblick über avifaunistisch für Gastvögel wertvolle Bereiche innerhalb der Karte der kohlenstoffreichen Böden (BHK50) und zusätzlicher, außerhalb identifizierter Moorbiotope in Niedersachsen. Als Avifauna wird die Gesamtheit aller in einer Region vorkommenden Vogelarten bezeichnet. Die der Fachbehörde für Naturschutz vorliegenden avifaunistischen Daten werden gebietsbezogen bewertet. Diese Bewertung erfolgt getrennt für Gast- und Brutvögel nach standardisierten Bewertungsverfahren. Ausgangspunkt für die Ermittlung von Gastvogellebensräumen war das „Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel, von internationaler Bedeutung“ (Ramsar-Konvention) vom 2. Februar 1971. Nach der Ramsar-Konvention ist ein Gebiet für auf Feuchtgebiete ökologisch angewiesene Vogelarten u. a. dann von internationaler Bedeutung, wenn es regelmäßig 1 % einer biogeographischen Population einer Wasser- oder Watvogelart beherbergt [1], [2].
Ziel der Karte ist es, die avifaunistisch wertvollen Gastvogelgebiete auf den kohlenstoffreichen Böden und zusätzlicher, außerhalb dieser Kulisse identifizierter Moorbiotope, aufzuzeigen. Für den Schutz wandernder Vogelarten reicht es nämlich nicht aus, Brutgebiete und Überwinterungsquartiere allein in ausreichender Zahl zu sichern, sondern es bedarf eines Netzes von Gebieten entlang Ihrer Zugwege. Dabei sind u. a. Moore, als zentrale Feuchtgebiete, lebensnotwendige Trittsteine.
Die regelmäßige Erhebung und Bewertung von Daten zu Gastvögeln erfolgt ausschließlich auf den dargestellten Flächen. Es ist zu beachten, dass nur die zum Zeitpunkt der Bewertung vorliegenden Daten ausgewertet werden können und die Einstufung stark von der jeweiligen Datenlage eines Gebietes abhängt. Die Aktualisierung der landesweiten Bewertung erfolgt in größeren zeitlichen Abständen, so dass ggf. bereits für Teilbereiche aktuellere Daten noch nicht eingeflossen sein könnten. Eingangsdaten von 1:5.000 bis 1:50.000 kann die Darstellung eine Vor-Ort-Überprüfung der tatsächlichen Maßnahmeneignung aufgrund lokaler Standortfaktoren und natürlich auch der Flächenverfügbarkeit jedoch nicht ersetzen.
Die Karte „Moore mit besonderer Bedeutung für Gastvögel“ zeigt die Bewertung von avifaunistisch wertvollen Gastvogellebensräumen innerhalb der Karte der kohlenstoffreichen Böden (BHK50) und zusätzlicher, außerhalb identifizierter Moorbiotope in Niedersachsen.
Wie der Legende zu entnehmen findet eine Unterteilung in: national, landesweit, regional, lokal statt. Durch folgende Kriterien sind die Kategorien wie folgt hergeleitet:
„Gastvogellebensräume von internationaler Bedeutung
Ein Gebiet ist von internationaler Bedeutung, wenn es regelmäßig mind. 20.000 Wasservögel oder mind. 1 % der Individuen einer biogeographischen Population einer Wasservogelart beherbergt.
Gastvogellebensräume von nationaler Bedeutung
Ein Gebiet ist von nationaler Bedeutung für Wasservögel, wenn dort regelmäßig mindestens 1 % des durchschnittlichen maximalen nationalen Rastbestandes einer Wasservogelart vorkommt.
Gastvogellebensräume von landesweiter Bedeutung
Ein Gebiet ist von landesweiter Bedeutung für Wasservögel, wenn dort regelmäßig mindestens 2 % des durchschnittlichen maximalen landesweiten Rastbestandes einer Wasservogelart vorkommen.
Gastvogellebensräume von regionaler Bedeutung
Die regionale Bedeutung bezieht sich auf die Rote-Liste-Regionen „Watten und Marschen“, „Tiefland“ (zusammengefasst West und Ost) und „Bergland mit Börden“. Gebiete sind von regionaler Bedeutung, wenn eine Wasservogelart regelmäßig mindestens die Hälfte des landesweiten Kriterienwertes der entsprechenden Region (Watten und Marschen, Tiefland, Bergland mit Börden) erreicht. Es ist aber zu beachten, dass der landesweite Kriterienwert je nach Verbreitungskategorie und damit Region unterschiedlich ist.
Gastvogellebensräume von lokaler Bedeutung
Die lokale Bedeutung bezieht sich auf die jeweilige naturräumliche Einheit. Gebiete sind von lokaler Bedeutung, wenn eine Wasservogelart regelmäßig mindestens ein Viertel des landesweiten Kriterienwertes der entsprechenden Region („Watten und Marschen“, „Tiefland“, „Bergland mit Börden“) erreicht. Es ist aber zu beachten, dass der landesweite Kriterienwert je nach Verbreitungskategorie und damit Region unterschiedlich ist.“ (Weiterführende Informationen u. a. zur genauen Methodik finden sich unter Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 2/2013)[1].
In der hinterlegten Karte „kohlenstoffreiche Böden und zusätzliche Moorbiotope“ (Orange Kulisse) werden die kohlenstoffreichen Böden (BHK50) mit den Moorbiotopen (vgl. Moorbiotope Kartenerläuterung) angezeigt, die außerhalb der BHK50 liegen.
Für die Gastvögel sind die Ergebnisse der Wasser- und Watvogelzählungen aus dem Zeitraum 2008-2018 die Datengrundlage. Alle vorliegenden Daten von 2008-2018 wurden bewertet. Für die Bewertung eines Gebietes wurden Daten aus einem Zeitabschnitt von 5 Jahren (je nach Datenlage und Bearbeitungsstand) zur Bewertung herangezogen.
Die Erläuterungen zu den Eingangsdaten der hinterlegten Karte „kohlenstoffreiche Böden und zusätzliche Moorbiotope“ finden sich unter den jeweiligen Kartentexten BHK50 und Moorbiotope.
Die Karte „Moore mit besonderer Bedeutung für Gastvögel“ wurde mit der Karte der kohlenstoffreichen Böden (BHK50) und zusätzlicher, außerhalb identifizierter Moorbiotope in einem Geoinformationssystem (GIS) verschnitten.
[1] Krüger, T., Lufwid, J., Südbeck, P., Blew, J. & Oltmanns, B. (2013). Quantitative Kriterien zur Bewertung von Gastvogellebensräumen in Niedersachsen (NLWKN, Hrsg.) (Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen). Hannover: Niedersächischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).
[2] Ramsar-Konvention. (1971). Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel, von internationaler Bedeutung in der Bundesrepublik Deutschland (Bd. 4). Greven: Kilda Verlag.