In der Karte „Moorspezifische Artenvielfalt“ ist die Verteilung der Häufigkeiten (gemeldeter) moortypischer Arten in den niedersächsischen Moorgebieten dargestellt.
Ziel des Naturschutzes ist es, alle heimischen Arten in ihren Lebensräumen zu erhalten. Für einen zielgerichteten und effizienten Naturschutz werden Angaben über Vorkommen und Bestandsentwicklung der Tier- und Pflanzenarten benötigt. Der vorliegende Datensatz zeigt die Artenvielfalt ausgewählter moortypischer Arten pro Rasterzelle aus der Gruppe der Gefäßpflanzen, Amphibien, Reptilien sowie der Libellen. Diese Auswertung basiert auf Artennachweisen, die der Fachbehörde für Naturschutz aus den niedersächsischen Mooren vorliegen. Bei den moortypischen Arten handelt es sich um Zeigerarten, die neben dem Biotoptyp als weiterem Indikator Rückschlüsse auf die Naturnähe von Moorstandorten ermöglichen. Sie liefern Hinweise über den Zustand der Moore und ihre Schutzwürdigkeit.
Die Karte kann wichtige Hinweise für planerische Fragen liefern, z. B. aus welchen Moorlandschaften eine hohe Anzahl moortypischer Tier- und Pflanzenarten bekannt ist oder Grundlagen für den Biotopverbund darstellen. Rote und orangefarbene Flächen deuten auf sogenannte „Hot Spots“ der moortypischen Artenvielfalt für die ausgewählten Artengruppen hin. Hieraus lässt sich eine hohe Schutzwürdigkeit des Moorgebietes und hohe planerische Relevanz ableiten.
Umgekehrt sind aber Bereiche mit einer geringen Artenzahl pro Rasterzelle (grün, blau, grau) nicht automatisch als Bereiche von geringer moortypischer Artenvielfalt zu verstehen. Die Einstufung kann zwar tatsächlich darauf zurück zu führen sein, dass in diesen Bereichen keine oder nur wenige moortypischen Arten vorkommen. Da die zugrunde liegenden Artendaten jedoch nicht flächendeckend und systematisch erfasst wurden, sondern auf gemeldeten Einzelerfassungen zufällig ausgewählter Gebiete basieren (s.u.), können Bereiche geringer Artenvielfalt auch lediglich darauf hindeuten, dass hier keine intensiveren Erfassungen durchgeführt wurden. Aus den blauen Bereichen ergibt sich daher vielmehr ein besonderer Erhebungs- bzw. Verifizierungsbedarf hinsichtlich der tatsächlichen Vorkommen moortypischer Arten und der jeweiligen Gesamtartenzahl pro Rasterzelle.
Die Karte kann Anwendung bei der Umsetzung folgender naturschutzfachlicher Ziele finden:
- Umweltbeobachtung (Monitoring) zum Zustand der Arten (§6 BNatSchG) im Hinblick auf den Lebensraum Moor
- Informationsgrundlage für die Identifizierung bedeutsamer Gebiete für den artenspezifischen Moorschutz für Landschaftsrahmenpläne, Regionale Raumordnungsprogramme und Stellungnahmen
- Aufstellung moorspezifischer Artenschutzprogramme und -maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt gem. §1 BNatSchG
- Suchräume für Unterschutzstellung von 20 % der Landfläche gemäß dem Ziel des EU-Gesetzes zur Wiederherstellung der Natur. Biodiversitätsreiche Moorgebiete stellen hier einen besonders wertvollen Suchraum für die synergetische Umsetzung der Zielvereinbarungen dar.
- Suchräume für Kern- und Verbindungsflächen zur Sicherung des Biotopverbundes gem. § 21(3) Nr. 4 BNatSchG.
Die Geometrien sind nur auf Grundlage der Topografischen Karte 1:25.000 (TK25) aussagekräftig.
Bei der Interpretation und Nutzung der Karte muss berücksichtigt werden, dass viele der Artennachweise, die der Auswertung zugrunde liegen, aus länger zurückliegenden Erfassungen stammen. Aufgrund des hohen Lebensraumverlustes durch kontinuierlich voranschreitende Landnutzungsänderungen und -intensivierungen in den letzten Jahren und Jahrzehnten ist davon auszugehen, dass die hier dargestellte Artenvielfalt vielerorts noch weiter abgenommen hat. Wie bei vielen naturschutzfachlichen Daten besteht daher auch bei den Artendaten dringender Aktualisierungsbedarf.
Die Bandbreite der farblichen Darstellung variiert von einzelnen Bereichen einer hohen nachgewiesenen Artenvielfalt pro Rasterzelle (rot), über größere Bereiche einer mittleren (gelb) bis hin zu einer Vielzahl von Flächen mit einer niedrigen Artenzahl (blau).
Während die roten Bereiche „Hot Spots“ der moorspezifischen Artenvielfalt repräsentieren, können die blauen Flächen entweder auf eine tatsächlich geringe Artenvielfalt oder aber auf eine ungenügenden Erfassungsgrad innerhalb des Gebietes hinweisen (s. Anwendungsbereich). Liegen überhaupt keine Daten über moortypische Arten vor, sind die Felder in grau hinterlegt. Bei den ausgesparten weißen Bereichen handelt es sich um moorfreie Gebiete.
Die zu Grunde liegenden Daten stammen aus den jeweiligen Artengruppen-Modulen des Niedersächsischen Webbasierten Artenerfassungs-Portals (NIWAP) der Fachbehörde für Naturschutz (NLWKN):
.Im Rahmen dieser Erfassungsprogramme erfolgen niedersachsenweit fortlaufend Erhebungen zu den jeweiligen Artengruppen in unterschiedlicher Intensität. Dies ermöglicht einen Überblick über Verbreitung/ Verbreitungsschwerpunkte, ungefähre Populationsgrößen und Bestandsentwicklung von Tier- und Pflanzenarten. Da eine Kartierung von Tier- und Pflanzenarten im Flächenland Niedersachsen allein mit hauptamtlichen Kräften nicht realisierbar ist, hat die Fachbehörde für Naturschutz über die vergangenen Jahrzehnte ein Netzwerk ehrenamtlicher Mitarbeitenden aufgebaut, die ihre Erhebungen an den NLWKN weiterreichen. Im NLWKN werden diese übermittelten Daten zusammengeführt, bewertet und aufbereitet.
Die Durchführung der Erfassungsprogramme geschieht auf Grundlage von § 33 NNatSchG, wonach die Fachbehörde für Naturschutz im NLWKN unter anderem die Aufgaben hat,
In die Abgrenzung des Bezugsraums für die Abfrage der Artendaten fließen folgende Datensätze ein:
Für die Abfrage von Vorkommen moortypischer Arten wurde mittels Geoinformationssystemen (GIS) ein moorspezifischer Bezugsraum unter Verwendung der oben genannten Eingangsdaten erstellt. Nachdem dieser Suchraum mit den gemeldeten Artenvorkommen aus der NIWAP-Datenbank im GIS verschnitten wurde, wurden daraus die moortypischen Arten für die Artengruppen der Gefäßpflanzen, der Libellen, Amphibien und Reptilien selektiert. Hierzu wurde eine Gesamtartenliste moortypischer Arten innerhalb der jeweiligen Artengruppen erstellt.
Da die Artennachweisen als Flächen (= Erfassungsgebiete) verortet sind, wurde im GIS der Mittelpunkt (Zentroid) dieser Flächen ermittelt, um eine GIS-Auswertung anhand von Punktdaten zu erlauben.
Anschließend wurden die Punktdaten mit dem Quadranten-Raster auf Basis der TK 1:25.000 für Niedersachsen verschnitten. Bei dieser Verschneidung wurde gezählt, wie viele moortypische Arten innerhalb der Rasterzelle nachgewiesen sind. Falls innerhalb einer Rasterzelle mehrere Nachweise derselben Art vorlagen, wurde dieser Art nur einmal gezählt. Das Ergebnis dieser Auswertung resultiert dadurch in einer Artenzahl von 0 (= keine moortypischen Arten in dieser Rasterzelle nachgewiesen) bis zur maximalen Zahl von 35 Arten pro Rasterzelle. In der kartographischen Darstellung der Auswertung wurden die vorliegenden Werte in Natürlichen Intervallen (Jenks) und in 11 Klassen (inkl. 0) eingeteilt und der beschriebenen Farbskala von Rot über Gelb zu Grün und Blau zugewiesen.