Allgemeine Beschreibung:
Das Moorgebiet erstreckt sich in geschlossener Fläche vom Acker über Bruchberg bis hin zum Brockenfeld.
Die starke Vermoorung im Oberharz, auch dort, wo das Relief die Voraussetzungen für Moorbildungen nicht zu bieten scheint, geht auf die hier hohen Niederschläge von 1400 - 1700 mm/Jahr bei einer durchschnittlichen relativen Luftfeuchte von 80 - 85 % zurück. Von den oben genannten 14 qkm Gesamtfläche sind rund 4 qkm baumfreie und meist mehrere Meter mächtige Hochmoore und rund 10 qkm vermoorte Gebiete unter Fichtenwald.
Hochmoore mit der typischen Oberflächenaufwölbung über ebenem Untergrund sind hier selten. Meist handelt es sich um Hang-, Sattel- und Kammvermoorungen, oft als Mischformen, von schwer abgrenzbarer ombrogener bis soligener Entstehung. Nach Lit. JENSEN (1961) dürften die pHWerte der Moorwässer durchweg sehr niedrig liegen: Unter Hochmoorvegetation erwartungsgemäß bei 3,7 - 4,0, aber auch unter Niedermoorvegetation bei 3,5 - 3,7. In Abflüssen aus versumpftem Fichtenwald wurden pH 3,2 - 3,6 gemessen.
Bezüglich der Klassifizierung der Moore, haben wir uns deshalb in der Gliederung Hochmoor/Niedermoor (hier besser: ombrotrophe/minerotrophe Moorbildung) auf die im Gelände aufgrund der fossilen Pflanzenreste bestimmbaren Torfarten gestützt. Nur so ließ sich innerhalb der vorliegenden Schriftenreihe über die Moore Niedersachsens eine einigermaßen konsequente Terminologie durchhalten.
Nördlich der Linie Bruchbergkamm - Wolfswarte - Magdbett - Hopfensäcke - Eckersprung entwässert das Moorgebiet 908 über Ecker und Radau in die Oker/Aller/Weser, südlich dieser Linie über Oder und Sieber in die Weser. Südöstlich einer Wasserscheide Achtermann - Oderbrück - Dreieckiger Pfahl entwässert das Moorgebiet 908 über die Bode zur Elbe.
Der schon sehr früh einsetzende Torfabbau im Oberharz hängt eng mit dem Bergbau zusammen. 1571 ließ Herzog Julius von Braunschweig Untersuchungen über die Verwendungsmöglichkeit des Torfes als Brennmaterial für die Verhüttung der Erze anstellen. Es kam für kurze Zeit zum Torfabbau und zur Errichtung der ersten Torftrockenhäuser am Radauer Born (Moor 908/15). Wegen hoher Lohn- und Transportkosten und der in diesem Klima sehr problematischen Torftrocknung wurde der Abbau bald wieder aufgegeben. Erst ab 1714 versuchte man erneut den Torf zu nutzen, diesmal sogar in Meilern zur Gewinnung von Torfkoks. Von den von Oberforstmeister VON ZANTHIER konstruierten, eisernen und in eine Steinfassung gesetzten Retorten waren zeitweilig 40 in Betrieb. 1786 wurde der Torfabbau jedoch wiederum stillgelegt. Spätere Ansätze zur Torfgewinnung oder auch zur Umwandlung einiger Moore in Viehweiden blieben meist im Planungsstadium stecken. Lediglich auf dem Acker (Moor 908/1e) wurde zwischen 1929 und 1970 Torf in nennenswerter Menge für medizinische Zwecke (Moorbad Bad Grund) abgebaut.
So kommt es, dass wir den größten Teil der Oberharzer Moore heute noch in einigermaßen natürlichem Zustand vorfinden. Allerdings ist auch eine intensive Forstwirtschaft im 19. Jahrhundert nicht ohne Folgen geblieben. Zu jener Zeit wurden auf vermoorten, insbesondere niedermoorartigen Flächen umfangreiche Entwässerungssysteme angelegt. Durch Aufforstungen verringerte sich das Areal baumfreier Moorflächen erheblich. Mit dem Verfall der Grabensysteme vernässen viele dieser Waldflächen wieder und werden in lichte Moorflächen rückverwandelt. Das gesamte Moor 908 gehört heute zum Naturschutzgebiet Oberharz.
Im Zusammenhang mit dem Bergbau wurden im Oberharz vom 17. bis zum 19. Jahrhundert über 60 Teiche mit einem Gesamtstauraum von mehr als 8 Millionen cbm und 212 ha Fläche angelegt. Die frühere Vorstellung, dass die im Einzugsbereich dieser Teiche liegenden Moore ein über das ganze Jahr anzapfbares Wasserreservoir bildeten, ist inzwischen durch eingehende Untersuchungen widerlegt.
Eine klare Abgrenzung von Teilgebieten innerhalb des großen Moorkomplexes Nr. 908 ist erstmalig in Lit. HUECK (1928) zu finden. HUECK hat den von ihm untersuchten Moorgebieten fortlaufende Nummern gegeben. An diese Nummerierung hält sich, mit einigen Ergänzungen zusätzlich untersuchter Moorgebiete, auch die neueste Arbeit von JENSEN. Auch wir haben hier diese Nummerierung übernommen, so dass z.B. unser Teilgebiet 908/15 mit dem Moor Nr. 15 bei HUECK und JENSEN im wesentlichen identisch ist. Fast alle diese Teilgebiete enthalten mehr oder weniger große, waldfreie Hochmoorflächen. Benachbarte, großflächig vermoorte Waldflächen sind mit den Indices a, b, c, d, e bezeichnet worden. Ihre Grenzen folgen vielfach Bachläufen, Gräben oder auffälligen Vegetationsgrenzen.
Die äußere Moorgrenze ist hier durch eine Torfauflage von mindestens 30 cm Mächtigkeit definiert und entspricht faktisch der von JENSEN kartierten Grenze zwischen der Vegetation auf Moor- und Mineralbodenstandorten. Die Angaben HUECKs sind enger gefaßt und beschränken sich mehr oder weniger auf die waldfreien Moorgebiete.
TK25:
Bl. Riefensbeek (4228), Braunlage (4229).
Größe:
1,39 qkm. Hochmoor.
Kartierung:
Lit. Wolfgang MÜLLER (1974) sowie Angaben zu Teilaspekten von BEUG und JENSEN.
Erschließung und Nutzung:
Das Bruchbergmoor läßt sich in 3 Teilbereiche gliedern:
Teil A: Südwestlicher Randbereich, im wesentlichen den Jagen 30 umfassend, bis etwa zur Höhenzahl 909,1 min der TK25.
Teil B: Hauptgebiet des Bruchbergmoores, im Südwesten von Teil A, im Nordosten von Teil C begrenzt.
Teil C: Nordöstlicher Randbereich, etwa bis zur Grenze zwischen den Jagen 203 und 204, im wesentlichen die Jagen 204 und 241 umfassend.
Teil A bildet in Fastwegnähe eine zusammenhängende baumfreie Fläche und zieht sich insbesondere nach Nordwesten mit versumpften Fichtenwäldern teilweise bis an den Oberlauf der Großen Oker hinab.
Teil B bedeckt die verebnete Gipfelfläche des Bruchberges und zieht sich insbesondere nach Südosten bis in das Hauptquellgebiet der Sieber hinab. Ein Quellarm beginnt mit einer tief eingeschnittenen Rinne im Jagen 203.
Teil C weist einige nach Osten herablaufende, z. T. tief eingeschnittene Rüllen auf, von denen eine der Ursprung der Sonnenkappe ist. Entwässerung erfolgt auch über den künstlichen Bruchberg-Oderteich-Graben. Teil C ist besonders reich an Einsturztrichtern (z. T. trocken, z. T. wassergefüllt). Nach Lit. SCHMIDT (1958) hat am Moorrand nördlich des Fastweges vom Skikreuz zur Wolfswarte ab 1749 geringer Torfabbau stattgefunden.
Bewuchs:
Die auf den Moorteilen A und B dominierende Hochmoorvegetation ist mit Vaccinien (insbesondere V. vitis-idaea) und auch Empetrum nigrum stärker als gewöhnlich durchsetzt. Wachsende Sphagnum-Teppiche sind weniger häufig. Auf dem waldfreien Areal des Teiles C dominiert der Hochmoor-Stillstandskomplex. Um das Skikreuz herum sind - auf geringmächtigen Torfen - Niedermoorgesellschaften vorherrschend; unweit östlich des Skikreuzes bestimmt z. B. Eriphorum angustifolium den Aspekt einer breiten, nassen Senke. Reisermoorgesellschaften finden sich kleinflächig überall: Am Moorrande auf trockeneren Rüllen- oder Trichterhängen oder sogar großflächiger im mosaikartigen Übergang zur Hochmoorvegetation. Versumpfte Fichtenwälder bedecken insbesondere besser dränierte und geringmächtige Randbereiche des Bruchbergmoores. Der Fastweg ist, da als Wanderweg viel benutzt, auf einer teilweise erheblichen Breite zertreten und durch hochmoorfremde Arten, insbesondere durch Carex canescens gekennzeichnet.
Mooruntergrund:
Schluffig-tonige Verwitterungsdecke mit Steinen über Quarzit und Tonschiefer. Hang- und Kamm-Moor.
Mächtigkeit:
Die Torfmächtigkeiten liegen großflächig, mit Ausnahme der Randbereiche, zwischen 1 und 2 m. Auf den Hangmoorzungen findet man infolge eines terrassierten Mooruntergrundes deutlich abgesetzte Bereiche größerer Torfmächtigkeiten, die 3 m erreichen oder etwas überschreiten. Im oberen Bereich der zur Großen Oker hinabführenden Moorflanke in Teilbereich B beträgt die Mächtigkeit sogar mehr als 4 m.
Schichtaufbau:
Nach brieflicher Angabe von BEUG zuunterst einige dm bis max. 8 dm Carex-Eriophorum-Torf, darüber unterschiedlich stark zersetzter Sphagnum-Torf mit viel Eriophorum-Resten.
Datierung:
Beginn der Vermoorung (kleinstflächig) nach pollenanalytischen Unter suchungen um 8500 Jahre vor Chr. (BEUG, unveröffentlicht, Abt. f. Palynologie, Universität Göttingen).